Mehr als ein Viertel der österreichischen Bevölkerung leidet an einer Form der nichtalkoholischen Fettleber, meist verursacht durch einen schlechten Lebensstil mit zu viel fett- und zuckerhaltiger Nahrung und zu wenig Bewegung, damit es auch mit Fettleibigkeit einhergeht. Zwischen 35 % und 50 % der 50- bis 60-Jährigen haben bereits eine Fettleber. Die Fettleber ist ein sogenannter stiller Zustand, der meist nur zufällig entdeckt wird. Jedoch, die langfristigen Folgen können gravierend sein und sogar zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Etwa 10 - 30 % aller Fettlebererkrankungen werden als gefährlichste Form der Fettleber-Steatohepatitis/NASH eingestuft, die sich wiederum in 15 - 25 % der Fälle zu einer Leberzirrhose entwickelt.
Die Phase-IIa-Studie von nor-urso, die wir kürzlich mit Hilfe zahlreicher österreichischer und deutscher Zentren abgeschlossen haben, zeigt positive Ergebnisse beim Einsatz bei nichtalkoholischer Fettleber."
Stefan Traussnigg, Medizinische Universitätsklinik III der MedUni Wien, Hauptautor der Studie
Die wichtigste Erkenntnis lautet wie folgt:synthetisch hergestellte Gallensäure "schützt" die Leber vor Entzündungen, was dann in einer Fibrose gipfeln kann. Als Ziel nutzen die Forscher die hormonelle Wirkung der Gallensäure.
Trauner erklärt:
Die Gallensäure zirkuliert wie ein Steroidhormon durch den Körper und reguliert viele Stoffwechselvorgänge. Bei einer Fettlebererkrankung, es ist, als ob sich eine Gallensäure-Signalresistenz entwickelt, damit diese Prozesse nicht mehr richtig funktionieren. Nor-urso verstärkt die hormonelle Wirkung der Gallensäure wieder."
Dies gibt den Patienten eine deutlich bessere Prognose für den weiteren Krankheitsverlauf.
Die Forscher der MedUni Wien wollen nun in weiteren Studien prüfen, ob Nor-urso auch hilft, die häufigsten Todesursachen bei Fettleber zu hemmen. nämlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, Dadurch wird die Lebenserwartung im Allgemeinen verbessert. „Das wäre logisch zu erwarten – und wir sind optimistisch. Aber wir haben es noch nicht verifiziert, “, betont Trauner.
Zur selben Zeit, die Hepatologen der MedUni Wien, die weltweit führend in der Erforschung von Leber- und Gallenwegserkrankungen sind, haben zwei weitere Therapieoptionen mit Gallensäure entwickelt, die bereits prominent publiziert wurden. Ein weiterer Ansatz zielt auf die Aktivierung des Gallensäurerezeptors FXR (ein Sensor für Gallensäure). Dieser Rezeptor ist an wichtigen Prozessen wie der Regulierung des Lipid- und Glukosestoffwechsels sowie der Synthese und Zirkulation von Gallensäure beteiligt. Daher, die Langzeitdaten einer Phase-III-Studie zur Anwendung von Obeticholsäure bei primär biliärer Cholangitis (PBC), als erster klinisch verfügbarer FXR-Ligand, wurden in diesem Jahr veröffentlicht. Trauner:"Dies wurde vor kurzem als Zweitlinientherapie für PBC zugelassen und hat auch positive Effekte bei Fettleber/NASH gezeigt."
Neben Obeticholsäure, es sind bereits andere neue FXR-Aktivatoren oder Liganden verfügbar, die keine Gallensäurestruktur aufweisen (sog. nicht-steroidale FXR-Liganden) und daher besser verträglich sind. Diese könnten ebenfalls erste positive Ergebnisse bei der primär biliären Cholangitis liefern. „Mit diesen vielversprechenden Optionen haben wir nun drei weitere Möglichkeiten der individuellen Behandlung, im Sinne der personalisierten Medizin, Ausnutzung der Signaleigenschaften und Hormonwirkungen von Gallensäuren. In der Zukunft, wir werden diese in Kombination verwenden können, um Patienten zu helfen, “ unterstreicht Trauner.